Subjektive Bilder aus der Heimat des Luis Trenker
Diese subjektiven Fotografien aus Südtirol - hauptsächlich aus dem Grödnertal um Sankt Ulrich - sind in keinster Weise Luis Trenker gewidmet. Allerdings begegnet man ihm oder besser der Erinnerung an ihn doch nicht selten und so erschien es mir ganz spannend, im Kontext dieser Bildwerke, ein paar Zeilen über diesen berühmten Sohn Südtirols niederzuschreiben.
Meine persönlichen Erinnerungen an Luis Trenker sind dabei eher verschwommen. Als ich Kind war und das Fernsehen noch aus nur einem Programm bestand, war er gefühlt allenthalben zu sehen ohne dass ich mich konkret an die Inhalte seiner Auftritte entsinnen könnte. Ich erinnere mich nur, dass er bis ins hohe Alter durch die abendfüllenden, seichten Shows gezerrt wurde und dort gestenreich und teilweise pathetisch-kitschig Anekdoten aus seiner Heimat und seinem Leben als Naturbursche zum Besten gab. Wahrscheinlich war er deshalb so beliebt, weil er zum einen den Typus des nationalen Gutmenschen verkörperte und weil er für viele ergraute Jungfern vor dem Bildschirm nach wie vor der stramme Favotit ihres einsamen Herzens war.
Geboren wurde Trenker 1892 in Sankt Ulrich (Ortisei) als Sohn eines Nordtirolers und einer Südtirolerin, studierte Architektur in Wien bis er im ersten Weltkrieg für Österreich-Ungarn an der Front, unter anderem auch im Gebirgskrieg gegen Italien, eingesetzt wurde. Nach dem Krieg beendete er sein Architekturstudium in Graz und fand Anfang der 1920er Jahre zum Film - zuerst als Schauspieler, danach als Kameramann und Regisseur. Seinem Talent und dem Gründer Hollywoods, Carl Laemmle war es zu verdanken, dass Trenker mit seinen Filme auch in den USA reüssierte.
Auch als Schriftsteller und Journalist konnte er Anfang der 1930er Jahre Erfolge verbuchen - nicht zuletzt deshalb, weil er seinen bekannten Namen Ghostwritern zur Verfügung stellte, ungeachtet des Umstandes, dass diese bereits nationalsozialistisch unterwandert waren. Auch scheute er offensichtlich nicht davor zurück, bei seinen selbst verfassten Publikationen, sich hinsichtlich der Themen und Stoffe bei anderen Autoren zu bedienen, was ihm auch juristische Probleme einbrachte.
Die Filme und Schriften Trenkers waren das ideale Kulturgut für die Propaganda der nationalsozialistischen und faschistischen Regime in Berlin und Rom. Es war wohl so, dass er sich anfangs auch bereitwillig und opportunistisch vor deren ideologischen Karren spannen ließ. Allerdings fiel er schon bald aufgrund abfälliger und »subversiver« Äußerungen in der Öffentlichkeit und aufgrund seiner nicht eindeutigen Bekenntnis als Südtiroler zum Deutschen Reich, bei den Nazi-Granden als »deutschfeindlich« in Ungnade. Seine Versuche sich wiederum anzubiedern, blieben insgesamt jedoch erfolglos.
Nach dem Krieg hielt er sich vorübergehend mit den Verkauf von auf antik getrimmter Schnitzereien aus dem Grödnertal und den Verkauf der Tagebücher Eva Brauns über Wasser. Kapitel seines Lebens, von denen er später nichts mehr wissen wollte. Anfang der fünfziger Jahre entstanden wieder Dokumentarfilme und bald darauf auch wieder Kinofilme, die ihm die Tür zu Rundfunk und Fernsehen öffneten. Trenker starb 1990 im Alter von 97 Jahren in seiner Heimat.
Offensichtlich war Trenker sehr talentiert, auch eine blendender Unterhalter, der vor allem in den Sechziger- und Siebziger Jahren mit seinen von emotionaler Gestik umrahmten Erzählungen das bescheidene und wahrscheinlich noch der Blut-und-Boden-Ideologie anhängende Publikum zu begeistern wusste. Aber sein unübersehbar stark ausgeprägter Opportunismus und die teils dunklen Ecken seines Charakters, schmälern aus meiner Sicht den Wert seines zweifellos umfangreichen und auch teilweise avantgardistischen Lebenswerkes doch drastisch.

Back to Top