Sobald im Herbst die ersten kalten, gar frostigen Tage eintreten, färben sich die Blätter an den Rebstöcken und fallen nach einigen Wochen ab. Einige Blätter jedoch, verbleiben am Stock, bis weit hinein in den Winter.
Es scheint, als wäre in ihnen nun die ganze Schönheit des Herbstes, des Jahres, der Natur unerklärlich und doch so klar auf ein Wesentliches verdichtet. Ihr einsames Durchhalten manifestiert das große Ganze einer überragenden, naturgegebenen Ästhetik und einer noch größeren Idee. Nur selten ist Vergänglichkeit und Schönheit so nahe beieinander und zu solcher Vollkommenheit vereint. Es ist ein letztes, selbstverständliches Aufblitzen des Wunders des Lebens, wenn das letzte Sonnenlicht durch die fragile Substanz dieser Relikte bricht. Bis zum letzten Augenblick erstrahlt in diesen sterbenden Fasern die unendliche Glut der Schöpfung, selbst dann noch, wenn sich die Sonnen bereits verborgen hat. Und jeder Makel der Brüchigkeit wandelt sich auf wundersame Weise zu einem Zeichen der Hoffnung und wird zum Versprechen der Wiederkehr. Farbig und leuchtend ist das Antlitz dieser vergänglichen kleinen Gebilden und ihre Botschaft trotz des nahen Verfalls doch so tröstlich und verheißungsvoll – und es rufen uns zu: Seht, welche Schönheit allenthalben! Aber immerdar?