Sieben Jahre ging ich in der Barockstadt Ludwigsburg zur Schule. In der Stadt, die man einst süddeutsches Potsdam nannte und die sich selbst damit schmückt, eine der prächtigsten europäischen Barockschlossanlagen ihr Eigen nennen zu können. Wir Dörfler konnten uns nach der Grundschule zwei weiterführende Bildungsdestinationen aussuchen. Zum einen Bietigheim, zum anderen Ludwigsburg. Für nahezu alle war nur Ludwigsburg Option. Da viel Mitschüler direkt aus dieser süddeutschen Kleinstadt stammten, war auch nach der Schule, am Abend und am Wochenende in diesen Jahren Ludwigsburg das bevorzugte Ziel für gemeinsame pubertären Verlustigungen.
40 Jahre später streife ich - weil es die Umstände so wollen - neunzig Minuten durch Ludwigsburg. Fernab von den »Vergnügungsmeilen« der Jugend, fernab von barocken Hotspots. Streife durch aufgemotzte oder unscheinbare Straßen, über langweiligschöne zentrale Plätze, wie sie nur kranke Beamtenhirne zu ersinnen vermögen, vorbei an hässlichsozialen Wohnungsbauexzessen und verratzten gemauerten Industriefurunkeln. Vorüber an Besiedlung, der auch der verzweifelt anmutende Versuch architektonische Innovation zu schaffen, den spießigen Charakter nicht zu nehmen vermag. Um dann doch, ganz einzeln und eher verstreut, auf architektonische Juwelen zu stoßen.
So viele Orte, von denen die meisten mir vor 40 Jahren nie begegnet sind und die mir allesamt dennoch so vertraut zu sein scheinen, weil sie wohl doch einen tieferen Sinn vertreten, als den, der oberflächlich zu erkennen ist.
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